Wir sind Kritik & Praxis, eine linksradikale Gruppe aus Frankfurt.
Die Themenbereiche, zu denen wir arbeiten, sind vielfältig, je nach der aktuellen gesellschaftlichen Lage. Wir finden es wichtig, uns hier als Gruppe nicht wirklich festzulegen und mal in sozialen oder feministischen Kämpfen, im Bereich Antifaschismus, in der Klimabewegung, bei Arbeitskämpfen oder den nächsten Krisenprotesten mitzumischen. Dabei versuchen wir immer eine allgemein antikapitalistische und feministische Kritik in diesen Kämpfen als Ausgangspunkt zu nehmen und sie aus einer solchen Perspektive zu verstehen. Ein theoretischer Zugang und eine strategische Analyse sind uns dabei immer wichtig und gehen mit der konkreten Praxis Hand in Hand.
Unsere Gruppe entstand Anfang der 2000er Jahre, damals noch unter dem Namen Autonome Antifa [f]. Neben dem Antifaschismus gab es aber von Anfang an einen antikapitalistischen Schwerpunkt. Spätestens mit Gründung des kommunistischen …ums Ganze-Bündnis anlässlich des G8-Gipfels 2007 in Rostock wurde die Gruppe auch bundesweit aktiv. Im Rahmen der Euro- und Finanzkrise versuchten wir in großen Mobilisierungen wie M31 und Blockupy der deutschen Austeritätspolitik etwas entgegenzusetzen. Im Zuge dessen entstand die internationale Vernetzung Beyond Europe, in der auch …ums Ganze organisiert ist. Das führte zu einem regen Austausch und Aktionen konkreter Solidarität mit unterschiedlichen Gruppen im Süden Europas. Mit Beyond Europe organisierten wir das Camp gegen Goldminen und Extraktivismus in Chalkidiki 2016 und das No Border Camp in Thessaloniki 2016. Wegen der so gesammelten Erfahrungen und der Veränderungen unser Schwerpunkte erfolgte unsere Umbenennung in Kritik & Praxis – radikale Linke [f]rankfurt. Dieser Namenswechsel spiegelte einen Wandel in der Strategie und Arbeit der Gruppe wider: Über klassische Antifaarbeit hinaus wollten wir in soziale Kämpfe intervenieren und mit Akteur*innen außerhalb der linksradikalen Szene zusammenarbeiten. Seitdem waren und sind Mietkämpfe in Frankfurt, Solidarität mit dem kurdischen Kampf in Rojava, der G20 Gipfel in Hamburg, Nazi-Netzwerke in den Sicherheitsbehörden und Kämpfe für das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche und körperliche Selbstbestimmung dominierende Themen unserer politischen Arbeit.
In der Vergangenheit kam es in unseren Strukturen aber auch immer wieder zu Vorfällen sexualisierter Gewalt. Insbesondere – aber nicht nur – unsere länger zurückliegende Geschichte und die Zeit der Antifa [f] waren geprägt durch einen problematischen Umgang mit diesem Thema, mit Betroffenen und Tätern. An dieser Stelle würde eine weitere Ausführung dieses Themas den Rahmen sprengen, es gehört jedoch genauso zu der Geschichte von Kritik & Praxis wie die Geschichten von mehr oder weniger erfolgreichen Großmobilisierungen etc. Ihr findet auf unserer Homepage einen ausführlicheren Text, in dem wir zu reflektieren versuchen, wie der problematische Umgang mit Vorfällen sexualisierter Gewalt ermöglicht wurde und was heute anders sein sollte.
Mit Beginn der Corona-Pandemie rückte schließlich die Thematik der Ökonomisierung des Gesundheitswesens und eine Kritik der neoliberalen Pandemiepolitik in den Vordergrund, sowie die Vorbereitung auf die zu erwartende Krise in den kommenden Jahren. Schon durch Corona war abzusehen, dass es zu einem massiven Klassenkampf von oben kommen würde, um die Kosten der Pandemie nach unten weiterzugeben. In diesem Kontext denken wir, dass Kämpfe im Bereich der Lohnarbeit zentral sein werden, um die gesellschaftliche Verteilung von Wohlstand zu verhandeln. Die radikale Linke muss sich hier unserer Meinung nach aktiv beteiligen, um eine antikapitalistische Perspektive stark zu machen. Durch die Inflation hat sich diese Dynamik weiter verschärft und nochmals massiv beschleunigt. Deswegen werden wir in Zukunft versuchen, uns in Proteste um die Inflation und die Energiekrise, sowie in aktuelle Arbeitskämpfe einzubringen.
Wir sehen unsere Gruppe als Teil der antinationalen Linken, d.h. die Ablehnung des Konzepts der Nation, eines jeden Nationalismus sowie staatlicher Herrschaft im Allgemeinen sind wichtige Grundsätze unserer Politik. Dementsprechend sehen wir uns in der Tradition eines antiautoritären Kommunismus. Das bedeutet für uns auch, dass wir eine Spaltung zwischen Anarchismus und Kommunismus nicht mitmachen, aber sehr wohl eine Kritik des autoritären Kommunismus und des Marxismus-Leninismus für wichtig halten. Die Geschichte der real existierenden Sozialismen und ihres Scheiterns betrachten wir trotz dieser Ablehnung als Teil unserer eigenen, mit der wir uns auseinandersetzen müssen. Ebenso glauben wir, dass es eine große Schwäche kommunistischer Gruppen ist, dass sie nicht in der Lage sind, auch nur ein grobes Bild ihrer politischen Utopie zu entwerfen. Wir sehen es als eines unserer langfristigen Projekte, uns mit dem Begriff des Kommunismus zu befassen und diesen wieder mit Inhalt zu füllen. Dabei sind für uns die Erweiterungen und Perspektiven des historisch-materialistischen Feminismus besonders wichtig.
Ein zentraler Aspekt unserer Politik in den vergangenen Jahren ist die Arbeit im kommunistischen …ums Ganze-Bündnis, mit dem wir an vielen – vor allem antikapitalistischen – Kampagnen beteiligt waren. Eine bundesweite und auch internationale Vernetzung ist ein wichtiger Bestandteil unserer Politik, die auch dem globalen Kapitalismus Rechnung tragen soll. Im Rahmen des Bündnisses findet auch ein Großteil unserer Politik in Bezug auf die Klimakrise statt, das entscheidende Thema bei …ums Ganze ist hier die Kritik des automobilen und fossilen Kapitalismus.
Wir denken, dass es wichtig ist, dass die radikale Linke sich über die vorherrschenden subkulturellen Szeneformen hinaus entwickelt. Deswegen versuchen wir oft, als Bindeglied zwischen radikaler Linker und anderen (linken) Organisationen in breiten Bündnissen zu fungieren. Wir haben uns an mehr oder weniger erfolgreich Formen von Basisarbeit in den Vierteln probiert: So haben wir zum Beispiel das Centro in Rödelheim gegründet, ein linkes Zentrum, in dem wir zwar nicht mehr aktiv sind, das aber weiterhin wichtige Arbeit in Rödelheim leistet. Vor allem versuchen wir aber immer wieder darüber nachzudenken welche offeneren Aktionskonzepte auch Menschen außerhalb der üblichen Szenekreise ansprechen können und diese in unserer Praxis umzusetzen. In den richtigen Momenten beziehen wir uns aber auch nach wie vor auf die üblicheren Aktionsformen der radikalen Linken und der autonomen Antifa, je nach strategischer Abwägung. Und ebenso beteiligen wir uns auch an den Strukturen der linksradikalen Szene und versuchen uns an inhaltlichen und strategischen Debatten zu beteiligen. Langfristig halten wir es hier für sinnvoll, möglichst offene und große Strukturen aufzubauen und das Model der abgeschotteten linken Szene-Kleinstgruppen hinter uns zu lassen.
Klingt das gut, gibt’s noch Fragen? Dann schreib uns eine Mail oder sprich uns auf der nächsten Aktion an!