Am Freitag, den 5.10., demonstrierten und feierten über 1500 Menschen auf der Frankfurter Nachtanzdemo
vom Südbahnhof quer durch die Stadt für „selbstbestimmte Freiräume“ und gegen die „zunehmende Kriminalisierung gesellschaftlicher Konflikte“.
Gegen 2 Uhr ging die Polizei, die schon vorher durch ständiges Abfilmen die Teilnehmer provoziert hatte, am Opernplatz plötzlich mit Knüppeln und Pfefferspray gegen die Demonstration vor und erklärte sie einfach für aufgelößt. Darauf folgte eine heftige Auseinandersetzung in der sich die Demonstranten mit Flaschen und Steinen zur Wehr setzten. Dutzende Menschen wurden verletzt, einige Schaufensterscheiben und Einsatzfahrzeuge der Polizei demoliert. Ein breites Spektrum von Kulturschaffenden, Studierenden, Ultras, sozialen Intitiativen und autonomen Antifas hatte zuvor mit verschiedenen Motivwägen und unterschiedlicher Musik von Elektro bis Punkrock friedlich demonstriert. Die autonome Antifa beteiligte sich unter dem Motto „Die Kontrolle verlieren… Statt Wählen gehen – Regierung stürzen!“ an der Parade.
Aus Protest gegen die „zunehmende Überwachung und Entrechtung“ veranstaltete sie auf ihrem Wagen u.a. eine „Modensshow“. Bei dieser wurden einige Möglichkeiten vorgestellt, dem gesellschaftlichen Trend zumindest auf Demonstrationen einen „offensiven Datenschutz“, sprich Vermummung, entgegen zu setzen – natürlich ohne dazu aufzufordern. Offenbar sei diese „praxisorientierte und ironische Kritik“ der Polizei jedoch ein Dorn im Auge gewesen. Ohne Vorwarnung prügelten ihre Beamten auf die Menge am Antifa-Wagen ein, schon dabei gab es die ersten Verhaftungen und Verletzten auf Seiten der Demonstranten. Obwohl die Demonstration im Folgenden versuchte habe ihren Weg fortzusetzen erklärte die Polizei sie einfach für aufgelößt, drohte mit der Stürmung des Antifa-Wagens und setzte ihre Angriffe fort.
Anscheinend hatte die Einsatzleitung die Eigendynamik und Wut der Versammlungsteilnehmer jedoch unterschätzt. Mehrfach wurde die Polizei weit zurück gedrängt, bis sie sich endlich ein Stück zurück zog und die folgende Party auf der Neuen Mainzer Landtraße zunächst nicht mehr weiter belästigte.
Sahra Brechtel, Sprecherin der autonomen antifa [f], erklärte dazu: „Das Verhalten der Polizei ist ein riesen Skandal. Nicht nur das ihre Schilderung der Vorgänge mal wieder frei erfunden ist. Die Aktion ist als bewusster Angriff auf eine relativ erfolgreiche linke Politik in Frankfurt zu werten. Das ist nicht weniger als der Versuch die produktive Mischung unterschiedlicher Szenen – zwischen Studierenden, Ultras, Subkultur und Antifa – zu zerschlagen. Es passt dem Staat offensichtlich nicht, dass die Kriminalisierung sozialer Konflikte endlich mit gemeinsamen Widerstand beantwortet wird.“
Als positiv wertet die Antifa hingegen die „entschlossene Gegenwehr“ der Demonstranten. Brechtel weiter: „Auch wenn die Polzei es gerne so hinstellt: Nach der paramilitärische Durchsetzung des
Naziaufmarsches am 7.7., der Polizeigewalt gegen Studentendemos und unkommerzielle Fußballfans braucht es ganz sicher kein Aufforderung der Antifa, damit die Leute sich nicht mehr einschüchtern lassen, sondern gemeinsam die Kontrolle verlieren. Die Polizei hat wieder provoziert und dafür dieses mal die Quittung bekommen. Und das ist auch gut so“. Ohne das massive Vorgehen der Polizei „wäre es nicht zu dieser Eskalation“ gekommen.
Mit Blick auf die Äußerungen des Frankfurter Polizeipräsidenten, der die Ausschreitungen verurteilt hatte, erklärte die Antifa Sprecherin: „Das brutale Vorgehen der Polizei ist eine Sauerei.
Letztlich schadet es aber dem Anliegen des Gewaltapparates, den besser kann man nicht vorführen , dass die „Sicherheit“ von der Sie immer reden eben nicht unsere Sicherheit meint“.
Man hoffe, dass sich die Leute „auch in Zukunft nicht einschüchtern lassen“ und so die Nachtanzdemo kurz vor Semesterbeginn „nicht zuletzt auch ein Auftakt für
einen wieder stärkeren Widerstand an den Unis sein könnte“.