19.01.08 – Tumulte in der Frankfurter Innenstadt – Über 1000 Antifas protestieren gegen NPD


 

Über 1000 Menschen haben am Samstag, den 19.01., in Frankfurt/Main gegen eine Kundgebung der rechtsextremen NPD protestiert. „Die Neonazis konnten, mal wieder, nur wegen eines Großaufgebotes der Polizei ihre menschenverachtende Hetze auf dem Frankfurter Römer verbreiten. Denn die Gleichung ist, wie wir heute wieder gesehen haben, einfach: Ohne Polizeischutz gäbe es – Dank der „Frankfurter Mischung“ aus autonomen Antifas, bürgerlichen AntifaschistInnen, Studierenden, Migranten und Ultras – keine öffentlichen Naziveranstaltungen in Frankfurt“, erklärte dazu die Sprecherin der autonomen antifa [f], Sahra Brechtel.

Auf dem Römer war mit Drängelgittern und Sichtschutzzäunen (!) ein Areal für „gute Demonstranten“ und „Schönwetterdemokraten“ eingerichtet worden, das nur betreten durfte, wer sich in extra eingerichteten Zelten durchsuchen und kontrolieren ließ. Der Großteil der AntifaschistInnen verweigerte sich allerdings dieser „polizeistaatliche Demonstrationskultur“.

Über 1000 Beamte, mit Hunden, Hubschraubern und Wassserwerfern aus mehreren Bundeländern ermöglichten den rund 80 NPD-Anhängern jedoch ihre Kundgebung, in dem sie Platzverweise verteilte und mehrfach mit Gewalt (Pfefferspray und Knüppel) gegen Gegendemonstranten vorging, die versuchten den Kundgebungsplatz zu besetzen.
Daraufhin bildete sich eine Spontandemo, in deren Verlauf es in der Frankfurter Innenstadt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und direkten Aktionen kam. Unter anderem wurde der Wahlkampfbus der hessischen CDU „abgeräumt“ und verschwand danach. Es gab mehrere Verletzte und Festnahmen.
Die Neonazis wurden am späten Nachmittag von der Polizei über die U-Bahn wieder aus der Stadt geleitet. Am Rande der Kundgebung erhielten NeoNazis im Laufe des Tages überdies immer wieder „antifaschistische Platzverweise, denen teilweise mit unmittelbarem Zwang nachgeholfen werden musste“, so die Antifa.

Nachdem die Versuche den Römer zu besetzen aufgrund des „inzwischen gewohnt brutalen Vorgehens der hessischen Polizei“ scheiterten, bildete sich eine Spontandemo mit mehreren hundert – überwiegend jugendlichen – Teilnehmern, die unter Parolen wie „Nazis morden, der Staat schiebt ab – das ist das gleiche Rassistenpack“ und „BRD – Bullenstaat, wir haben dich zum kotzen satt“ vom Römer über die Konstaplerwache und die Einkaufsmeile Zeil zum CDU-Wahlkampfbus auf der Hauptwache zog.
Aus Protest gegen die „rassistische Law-and-Order Politik“ der hessischen CDU räumten engagierte AntifaschistInnen den Stand einfach ab. Daraufhin kam es zu Schlägereien mit mutmasslichen CDU-Mitglieder und der Polizei, die dabei massiv Knüppel und Pfefferspray einsetzte. In der Folge gingen einige Fensterscheiben zu Bruch, wurden Müllcontainern umgeworfen und vereinzelt angezündet. Erst am frühen Abend beruhigte sich die Lage in der Frankfurter Innenstadt wieder.

Sahra Brechtel erklärte zum Verlauf des Tages:
„Dieser Tag hat gezeigt wie das Hessen der CDU aussieht: Man hetzt gegen Minderheiten, läd sich die Nazis ein, in dem man ihnen von Seiten der Polizei und des Innenministeriums Rosen auf den Weg streut und geht dann gegen alles, was die Ruhe und Ordnung dieser Ausgrenzungpolitik stören könnte, mit Polizeigewalt vor.   
Dieser Tag hat aber auch gezeigt, wie der Widerstand dagegen aussehen kann: Eine bunte Mischung und unterschiedliche Aktionsformen können – und sollten – dafür sorgen, dass gerade auch die Rassisten und Gewalttäter aus der angeblichen Mitte der Gesellschaft in Zukunft Polizeischutz brauchen. Denn die Sicherheit ihrer gewalttätigen Politik ist offensichtlich auf Sand gebaut“.

Die Antifa-Sprecherin wies in diesem Zusammenhang auf die geplanten Proteste gegen die CDU-Wahlkampfveranstaltung am Donnerstag, den 24.01. (http://www.antifa-frankfurt.org/verantaltungen/koch_stoeren.html  external-link )und den bundesweiten Aktionstag der Studierendenbewegung „gegen Sozialabbau und Repression“ am kommenden Samstag hin.
Auch für den morgigen Sonntag sind Proteste gegen eine Kundgebung der rechtsextremen Republikaner angekündigt.