27.01.07 – Aufruf gegen Opernball 2007


Am 24. Februar findet in Frankfurt am Main erneut der „Deutsche Opernball“ statt. Hierzu treffen sich – wie in den Jahren zuvor – zahl­reiche prominente Funktionsträger aus Politik, Wirtschaft und
Kulturbetrieb um unter dem Mot­to „Das Leben ist schön“ ein Fest zu feiern. Nach­dem man 2005 noch unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten und mit Unterstützung eines massiven Polizeiaufgebotes die „beschwerli­chen Reformen“ für den Standort Deutschland feiern wollte, gibt man sich nach den Protesten der letzten Jahre nun wieder betont unpolitisch.

Dennoch rufen – ebenfalls wie in den letzten Jahren – linke Gruppen und Studierendeninitia­tiven zu Protesten auf. Dieses Mal soll im Rah­men der Mobilisierung gegen den G8-Gipfel und unter dem Motto „Her mit dem schönen Leben!“ ein Gegenpunkt gegen die Selbstinszenierung der gesellschaftlichen Eliten gesetzt werden. Forder­ungen des linken Bündnisses werden voraussi­chtlich die Erhöhung der Hartz IV-Bezüge, die Abschaffung von Studiengebühren und gleiche Rechte für alle sein. Wir werden unseren Teil zu diesem Event wie auch zum G8-Gipfel in Heiligendamm beitragen, können jedoch solch konstruktivem Rebellentum wenig abgewinnen.
Gegen die unzufriedenen Bürger vor und die zufriedenen Bürger in der Oper setzen wir am 24. Februar zusammen mit dem „…ums Ganze!-Bünd­nis“ darauf, Marketing für das so unrealistisch wie notwendige Vorhaben zu machen, die kapi­talistische Gesellschaft endlich zu überwinden. Anstatt also nur an der Insze­nierung des Protests von Demokraten und ande-ren zivilcouragierten StaatsbürgerInnen gegen die Politik und das Verhalten der Eliten teilzunehmen rufen wir die radikale Linke zum antikapitalist­ischen Block auf; einem Block dem es selbstver­ständlich und maßloserweise ums Ganze geht.

Gegen die Sinnstiftung für Rechtsstaat und Na­tion, Demokratie und Kapital setzen wir auf Aus­drucksformen die nicht vereinnahmbar sind und denen die FreundInnen des schlechten Bestehen­den nichts Positives abgewinnen können.

Kritik
Die Bedingung von Kritik ist, dass der/die/das Kritisierte es besser kann. Jeder Kritik geht also die
richtige bzw. falsche Unterstellung voraus, dass ihrem Gegenstand eine Potenz innewohnt, die mehr ermöglicht. Folglich macht es wenig Sinn Hunden vorzuwerfen, dass sie nicht fliegen können: Es geht einfach nicht. Genauso verhält es sich – das Große spiegelt sich im Kleinen – mit Gesellschaftskritik. Sie macht nur Sinn, wenn die Unterstellung, dass Gesellschaft letztlich
von Menschen gemacht und dementsprechend verän­derbar ist, wahr ist. Wenn nicht sind Menschen Hunde und alle Mühe und aller Fortschritt waren umsonst. Nicht zuletzt, weil – nur nebenbei be­merkt – der selbstgemachte Weltuntergang in Form atomarer Katastrophen oder eines sonstigen (eventuell endgültigen) Rückfalls in die Barbarei dann tatsächlich nur noch eine Frage zunehm­ender Wahrscheinlichkeit ist.
Die Kritik der Gesellschaft – die heutzutage eine zunehmend globale kapitalistische ist – setzt
jedenfalls voraus, dass die Gesellschaft auch grundsätzlich anders aussehen könnte. Sie geht daher
davon aus, dass das Leid und die Entfremdung angesichts der Entwicklung der gesellschaftlichen
Produktivkräfte nicht nur be­dauerlich, sondern schon seit langem schlichtweg unnötig ist, also besser heute als morgen abge­schafft gehört. Soll dieses Ziel verfolgt werden, muss jedoch Klarheit darüber herrschen, was genau dieser Kapitalismus eigentlich ist. Denn Gesellschaftskritik ist nicht das Herummäkeln an scheinbar isolierten Phänomenen, sondern die Kritik des Funktionszusammenhangs, in dem diese Symptome stehen. Denn Gesellschaft – das ist
mehr als die Summe ihrer Einzelteile. Und Gesellschaftskritik stellt in Frage und kann daher nur
sagen was jeweils nicht dafür spricht.

Politik
In diesem Zusammenhang zeigt sich, dass der so oft von radikalen Linken gegen die Globalisier­ungsbewegung erhobene Vorwurf der „verkürz­ten“ Kapitalismuskritik daneben geht. Denn die
noch so militant vorgetragenen Forderungen nach einer Steuer auf Finanzspekulationen, gegen den
Neoliberalismus, der Ab­schaffung von Studiengebühren, gleichen Rechten für alle etc. sind keine
Gesellschaftskritik. Das ist Politik. Wenn Kritik die Funktionsweise der kapitalisti-schen Gesellschaft, die Sach-zwänge der allseitigen Konkur­renz und Gewalt, die Totalität der Herrschaft der noch so „fair“ produzierten Dinge über ihre Produzenten – also die Entfrem­dung des menschlichen Wesens – aufheben will und dement­sprechend keinen konstruktiven Standpunkt
vertreten kann, ist Politik die Vermittlungsform von Konflikten innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft. Wo die Kritik den König geköpft hat und beispielsweise weiß, dass die bösen „Ackermänner“ auch nur noch traurige Charakter­masken sind, kämpft die Politik mit
Korruptionsvorwürfen und Moral um ihren Anteil. Politik heißt konstruktive Verbesserungsvorschläge und „Richtungsforderungen“ auf­stellen. Politik macht
keine Ge­schichte indem sie durch Selbst­organisation, Vergesellschaftung der Produktionsmittel, durch Partei, Besetzung und General­streik endlich in den Lauf der Dinge eingreift, sondern ist in ihren lahmen Appellen und Konzepten stets auf den Staat als Materialisierung der fau­len Allgemeinheit verworfen. Dieser fasst bekanntlich die ge­gensätzlichen kapitalistischen Interessen zusammen und sichert durch sein Gewaltmono-pol die Geschäftsgrundlage. Er konstitutiert die Nation, diesen vorgeblichen Schicksalszusam­menhang zwischen den Men­schen. Der Staat ist folglich ein Arschloch. Und der Politik geht es nicht um die Aufhebung ihrer eigenen Grundlagen – Staat, Nation, Recht und Kapital – sondern darum, Probleme und Unzufriedenheit innerhalb der bestehenden Ordnung zu lösen.

Unterschied … ums Ganze!
Nun ist Politikmachen trotzdem nicht unbedingt das schlechteste. Denn tatsächlich ist selbst die
kapitalistische Gesellschaft nicht ein monolith­ischer Block, sondern unterliegt schwankenden
Kräfteverhält­nissen. Folglich ist es ein Unter­schied, ob mensch es in seiner Umgebung beispielsweise mit Horden von Nazis oder auf­geklärten Demokraten zu tun hat. Oder ob
mensch verhungert oder eben nicht, oder ob mensch studieren kann oder eben nicht oder auch wie sehr mensch überwacht wird – schließlich ist das Leben kurz. Und nach dem fast gänzlichen Aufgehen der linksliberalen Szene im Standort Deutschland muss die radikale Linke vieles mitmachen. Alles andere wäre nicht nur zynisch, sondern schlichtweg dumm. Dementsprechend ist es natürlich auch das gute Recht jedes Staatsbürgers, gegen die aktuelle Politik des Staates zu protestieren. Außerdem lässt sich mit Leuten, die zumind­est versuchen, selber zu den­ken nicht nur netter zusammen leben, sondern auch tatsächlich eher darüber reden, wie das falsche Ganze vielleicht doch noch zu überwinden ist. Und dafür ist es sicherlich sinnvoll, den
unmittelbaren politischen Gegner auch als solchen zu be­handeln und sich dafür nicht nur am Strafgesetzbuch zu ori­entieren. Politik kann also Vorfeldarbeit für die Revolution sein. Mehr aber auch nicht. Denn wer nicht mit den Funktionsprinzipien dieser Gesellschaft bricht, der ist (siehe attac bis Linkspartei) dazu gezwungen sie zu repro­duzieren. Man sollte also seine „Interventionen“ nicht als revo­lutionär ausgeben, wenn sie es nicht sind. Was sich dagegen anbietet, ist, zumindest die Ra­tionalisierung der Politik durch die Anerkennung ihrer notwen­digen Beschränktheit. Eine emanzipatorische Be­wegung müsste, da sie aus Objekten der (Staats-) Gewalt Subjekte der Geschichte ma­chen will, aus dieser Erkenntnis jedoch letztlich das Ziel der Ab­schaffung von Politik und Staat ableiten.

Spiel nicht mit den Schmuddelkindern Doch auch die reformistische Linke darf sich nicht
selbst ins Bein schießen: Es stellt schließ-lich einen massiven Unterschied dar, ob mensch das Bestehende im Rahmen dieser Ordnung „verbessern“ will – oder reak­tionäre Strömungen unterstützt und damit diese Verhältnisse noch verhärtet. Die Linke braucht sich nicht den Kopf von Staat und Kapi­tal zerbrechen; wenn sie es dennoch macht, dann kommt meistens nur noch Schlimmeres raus. Wo die Forderung nach Schuldenerlass für die „Dritte Welt“ oder der Abschaffung von Studiengebühren als solche nachvollziehbar sind, ist die Reproduktion von dumpfem Ar­beits- und Leistungsfetisch und antisemitischen Stereotypen re-aktionär.
Denn auch wenn Koch und Bush durch die Gegend wanken wie die letzten Marionetten – die Fäden zieht niemand. Vielmehr machen Chefs bürgerlicher Staaten legitimerweise das, was sie und die Mehrheit ihrer Wähler als aktuell beste Entsprechung der im bürgerlichen Sinne un­hintergehbaren Zwänge des Kapitalismus ansehen. Das ist Demokratie – Verein freier Men­schen ist was anderes.
Es hilft nichts, sich selber dumm zu machen. Und Lügen über die Gesellschaft sollte die Linke getrost den Faschisten überlassen. Es gibt also schon gar keinen Grund, so zu tun, als ob man etwas gegen den Kapital-ismus habe, wenn man doch eigentlich nur seinen Objektsta­tus im neoliberalen Staat gegen jenen im miefigen Sozialstaat tauschen will.

Gewalt und Spektakel
Gewalt, das sind im Kapital­ismus immer die anderen. Und auch im Vorfeld der diesjährigen Opernballdemo wird in den ein­schlägigen Medien wieder von „Randalieren“ und „Polithooli­gans“ die Rede sein. Nicht nur die vollkommen übertriebenen – zwischen Faszination und bet­onter Empörung schwankenden – Berichte der BILD-Zeitung zu solchen Anlässen zeigen, wie sehr das Selbstverständnis der bürgerlichen Gesellschaft vom Thema Gewalt berührt wird. Weil sie sich nicht eingeste­hen kann, dass – entgegen ihrem Anspruch, mit Gewalt und Irrationalität aufgeräumt zu haben – die heutige Gesell­schaft auf Gewalt beruht wird diese externalisiert. Obwohl nicht nur der Staat als institutio-nalisierte Gewalt mit seinen Ab-schiebungen, Polizeieinsätzen, Kriegen, Arbeitsämtern etc. sondern vielmehr die ganze kap­italistische Gesellschaft auf der strukturellen
Gewalttätigkeit, der allseitigen Konkurrenz aller gegen alle beruht, steht diese immer wieder
fassungslos vor den Ergebnissen ihrer eigenen Ordnung. Gewalt wird so zum Spektakel, zum öffentlichen und faszinierenden Anderen der doch eigenen Vorraussetzungen. Dementsprechend werden in dieser Wahrnehmung auch alle Qualitäten kassiert: Ob religiöser Terrorismus, rassisti-sche Brandanschläge oder ziel-gerichtete Militanz gegen einen Abschiebeknast spielt für den Staatsanwalt keine Rolle. Eine fortschrittliche Bewegung muss dagegen die Logik der gewalt­tätigen Gewaltlosigkeit zurück­weisen und die Erkenntnis stark machen, dass die vorge­bliche Gewaltfreiheit der gesell­schaftlichen Mitte doch nur im Windschatten des staatlichen Gewaltmonopols steht.
Gleichwohl kann Gewalt gerade aufgrund ihrer Herkunft aus eben dieser Gesellschaft kein Gradmesser für Radikalität sein. Nicht zuletzt, weil eine „militärische“ Auseinanderset­zung heutzutage aus emanzipa­torischer Perspektive nicht zu gewinnen ist. Vielmehr gilt es, sich nicht für die natürlich berechtigte Anklage „gesellschaftlicher Fe­hlentwicklungen“ einspannen zu lassen, sondern sinnentleert im besten Sinne dem Kapital­ismus symbolisch den Spiegel vorzuhalten und die allseitige Gewalttätigkeit zu thematisie­ren – mit der Verantwortung für jene Perspektive, die auf nicht weniger als ein Ende der Gewalt zielt.

Tokio Hotel für alle?!
Egal ob die Kinderband Tokio Hotel nun dieses Jahr tatsäch-lich zum Opernball kommt oder nicht – auch das offizielle Pro­gramm des Opernballs verweist mit Mainacts wie „Deutsch­lands ältestem Rock’n’Roller“ Peter Kraus oder Kim Wilde – die in den letzten Jahren vor allem als Gärtnerin in eng­lischen TV-Shows aufgefallen sein soll – auf das Problem der Forderung, diesen „Luxus“ auf alle auszuweiten. Hieran zeigt sich das grund­sätzliche Problem einer ober-flächlichen Betrachtung des Kapitalismus, die diesem nur fehlende Verteilungsgerechtig­keit vorwerfen kann. So richtig beispielsweise die Parole „Luxus für Alle!“ nach wie vor als sym­bolische Bestimmung der Per­spektive gegen Verzichtsethik und Arbeitswahn ist, so begrenzt erweist sich ihr kritischer Gehalt an der bürgerlichen Realität. Denn auch Ticketpreise von über 200 Euro, großes Buffet und eine Vielzahl von Mitglie­dern der sogenannten Elite ändern nichts daran, dass der beim Opernball so mühsam zur Schau gestellte Luxus nur einen matten Abglanz des Möglichen darstellt. Das Problem ist also nicht nur, dass die Orgien – hier großes Fressen und Schlemmen – im Kapitalismus eben
leider nicht für alle da sind, sondern vielmehr auch, dass das, was hier als Luxus präsentiert wird,
eigentlich langweiliger Spießer­kram ist: Wer Roland Koch schon mal zu Deutschlands ältestem Rock’n’Roller – Peter Kraus – mit einem Leuchtstäb­chen in der Hand und Nudeln mit Hackfleischsauce auf dem Teller hat „tanzen“ sehen, der weiß was gemeint ist. Nichts
ge­gen Nudeln, aber am Fakt, dass man nicht so genau weiß, ob die Deko des Opernballs oder die Besucher langweiliger und ver­brauchter aussehen, zeigt sich, dass das Problem eben doch das Verhältnis der Menschen zu den von ihnen selbst produzierten Dingen ist. Nicht die Quantität des Wohlstands, sondern vor allem die fehlende Qualität der im Kapital- ismus für den Zweck des Marktes produzierten Güter ist es, die die Entfremdung des Menschen anzeigt. Entsprechend
geschichtsohnmächtig verhalten sich denn auch die Menschen untere- inander. Hierauf fußt die falsche Wahrheit dieser Gesellschaft, die zugleich auch die größte intellek- tuelle Zumutung ist, nämliche jene, in einer ange- blich menschlichen Gesellschaft zu leben, deren Insassen sich aber trotzdem bei jeder Gelegenheit ganz offen zu Sachzwängen bekennen. Für die radikale Linke kann das nur die Forde- rung bedeuten, diesen schlechten Luxus auf alle auszuweiten um dann aber schleunigst darüber hinaus gehen zu können. Oder – wie ein irakisch- er LKW-Fahrer jüngst den Sachverhalt treffender zusammenfasste – „Three years ago it was my dream to own a truck, now I want to burn it.“

Symbole vs. Symbole
Keine Frage, die Aussichten auf eine positive Umwälzung der Verhältnisse sind verschwindend gering. Die Guten sind wenige, zersplittert und haben psychische Probleme. Eine antikapitalist- ische Praxis – die streng genommen schon ihre eigene Aufhebung durch den radikalen Bruch, die Revolution wäre – ist nicht in Sicht. Das macht es jedoch umso notwendiger, als Radikale aufzutre- ten und öffentlich zu sein. Gerade weil man den Kapitalismus nicht kaputtschlagen, sondern nur durch Kämpfe für eine höhere Form gesellschaftlicher Organisation aufheben kann, gilt es, Werbung für eine radikale Kritik und Praxis zu machen; gilt es, sich Events wie des Opernballs und
des G8-Gipfels zu bedi- enen, die als Symbole dafür stehen, welche (im doppelten Wortsinn) ungeheueren Reichtümer diese Gesellschaft einerseits schafft und die doch derartig mit Herrschaft infi ziert sind, dass es nur so kracht. Hier bietet es sich an, Kontakt aufzunehmen und der politischen Sinnstiftung für den gan- zen irrationalen Mist, für Nation und Staat, eine
so symbolische wie unkonstruktive Absage zu erteilen. Es gilt auf die Straße zu gehen, um deutlich zu machen, dass demonstrieren für ein schönes Leben nicht viel bringt. Denn Kriterium der Gesellschaftskritik ist nicht Recht haben, sondern die Verwirklichung jener Wahrheit, dass die Menschheit doch keine fehlgeschlagene Laune der Evolution sind – also die grundsätzliche Veränderung der Gesellschaft, die Machbarkeit der Geschichte.

Kritik und Praxis
Da die Kritik der Gesellschaft selbst aus dem falschen Ganzen kommt, muss sie sich die Hände schmutzig machen und sich in die Widersprüche begeben, denen sie selbst entstammt. Sie tut dies jedoch nicht als diffuser Teil einer „Bewegung der Bewegungen“, sondern als Versprechen einer jenseits der Events einzulösen- den Organisierung und Praxis. Das ist wichtig. Denn der
schickste riot ist nur so gut wie die Gesellschaftskritik und deren Organisierung, die dahinter aufscheint. Zeigt sich doch in diesem Zusammenhang immer wieder, dass das „Gipfel- Hopping“
der radikalen Linken vor allem Aus- druck ihrer eigenen Schwäche ist. Wichtiger als die fortwährende Produktion von symbolischen Aktionen – die wie eine Flaschenpost das bestim- mte Nicht-einverstanden-sein mit ungewissem Adressaten verbreitet – wäre schließlich Subver- sion, die den Alltag tatsächlich aus dem Tritt bringt. Könnten wir z.B. die Uni besetzen und halten würden wir es machen – können wir aber nicht, weil wir schlichtweg zu wenige sind. Wer an dieser Ohnmacht etwas ändern will, der ist gerade in ohnmächtigen Zeiten zur symbolischen Praxis
verdammt. Die Erkenntnis der eigenen Schwäche impliziert also die Notwendigkeit, vor und nach den Events die eigene Vernetzung und den internationalen inhaltlichen Austausch in Maulwurfsarbeit voranzutreiben. Und bei diesen Events gilt es – so oder so – deutlich zu machen, dass nur der Bruch mit den Funktionsprinzipien dieser Gesellschaft ein schönes Leben für alle bringen kann. Große Aufgaben, keine Frage, aber niemand hat behauptet, dass es einfach werden würde. Außerdem wäre, kleine Brötchen zu back- en schon mal wieder ein Anfang. Wenn man sich
also endlich darauf einigen könnte, dass der Kampf für eine bessere Zukunft nicht der um eine „andere Welt“, nicht für mehr Bafög und gegen Käfi ghaltung – sondern einer ums Ganze ist, dann wäre schon viel gewonnen. Sonst bleibt das Glück immer nur zum Greifen nah. In diesem Sinne:
Join the anticapitalist block!

Her dem schönen Leben: happiness is just around the
corner – Kapitalismus abschaffen!