Vor 66 Jahren, am 22. März 1944, wurde Frankfurt von einem massivem alliierten Bombardement getroffen. Da so etwas auch in Ffm zu betroffenem Gedenken führt, hat die autonome antifa [f] einen Spaziergang „Gegen die nationale Inszenierung der Geschichte“ aufgerufen.
Denn für einige traurige Deutsche war dieses Datum auch dieses Jahr wieder der Anlass, ihre Eltern, Großeltern oder Jugend als Opfer des zweiten Weltkrieges darzustellen: Es gab einen Gedenkgottesdienst und ein kummervolles Läuten der Innenstadtkirchen.
An dieser Perspektive, die im Bombenhagel auf eine nationalsozialistische Stadt nicht primär einen Akt der Befreiung, sondern eine bedauernswerte Katastrophe sieht, störten sich etwa 100 Leute – und störten dementsprechend die Veranstaltung in der Katharinenkirche an der Hauptwache. Vorher hatte es einen Spaziergang durch die Innenstadt gegeben, mit Zwischenkundgebungen am Börneplatz und am Stadtgesundheitsamt. Hier wurde auf die Rolle dieser Orte als Stationen der Verfolgung von Jüdinnen und Juden und weiteren Opfern des nationalsozialistischen Deutschlands hingewiesen und immer wieder auf die Richtigkeit der Bombardierung Frankfurts betont.
Begleitet wurde all das mal wieder durch ein gewaltiges Bullenaufgebot, das die Demo mit Kameras, Helmen und Schildern(!) ausgestattet begleitete, sich aber ansonsten zurückhielt. Nachdem die traurigen Deutschen an Kirche ausgepfiffen, mit Sirenengeheul und Parolen wie „Ihr seid die Beweise, Deutschland ist Scheisse!“ und „Gegen jeden Antisemitismus, nie wieder Deutschland und für den Kommunismus!“ beschallt wurden und ein wenig an den extra aufgestellten Gittern gerüttelt wurde, ging die Aktion ohne größere Zwischenfälle zu ende.
Sarah Brechtel, Sprecherin der Antifa [f] zeigte sich zufrieden: „Das war das mindeste, was dieser nationalen Inszenierung der Geschichte entgegenzusetzen war. Gerade wenn diesmal nicht nur die ohnehin verdächtige, rechtspopulistische BFF mit Wolfgang Hübner für die öffentliche Trauer über Bomben auf den Nationalsozialismus gesorgt hat. Denn das dessen Initiative zu diesem Daum aus letzen Jahren nun von Frankfurter Stadtparlament mit diesem Gottesdienst weitergeführt wurde, zeigt wie populär dieses politische Gedenken ist.“
Wie in den Jahren zuvor werde man auch in Zukunft zu derartigen Gelegenheiten auftauchen, so Brechtel weiter. „Heute wurde wieder deutlich, dass man kein Nazi sein muss um durch bloßes Auftreten zu beweisen, wie scheiße Deutschland ist. Die betrübten Deutschen meinen ihre Abgrenzung zu Nazis und ihre Anerkennung der deutschen Verbrechen ja ernst. Doch solange sie auch mit dieser liberalen und demokratischen Perspektive Deutschland hochhalten – und an Anlässen wie dem 22. März in Frankfurt betrauern – kommen wir wieder.“ Das Problem sei ein grundsätzliches, schloss die Antifa-Sprecherin: „Staat und Nation im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen verhöhnen jede vernünftige Perspektive auf eine bessere Gesellschaft. Das muss abgeschafft werden.“